Kekulé spricht von "Drosten"-Sender: Was der Virologe eigentlich kritisiert


Es ist "das erste Opfer der Meinungsvielfalt durch die Rundfunkreform". Das schreibt der Virologe Alexander Kekulé über das Ende seines Podcasts beim MDR. Denn das Thema Gesundheit sei nun dem "Drosten-Sender NDR" zugewiesen worden. Was genau hinter seiner Kritik steckt.
Corona hat es ganz deutlich gezeigt: Wie über Gesundheit und Wissenschaft berichtet wird, kann polarisieren. Meinungsvielfalt sei dabei ganz wichtig. Das betont der Virologe und Epidemiologe Alexander Kekulé.
Die Ursache dafür, darauf aktuell zurückzukommen? Auf der Plattform X (ehemals Twitter) hat Kekulé seinem Unmut über die Folgen der Rundfunkreform Luft gemacht:
Die verantwortliche Redaktion des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) habe ihm mitgeteilt, sie müsse seinen Podcast „Kekulés Gesundheitskompass“ Ende des Jahres absetzen, weil man das Portfolio bereinigen müsse und das Thema Gesundheit zum NDR gehe. So berichtet Kekulé im Gespräch mit FOCUS online, wo er als Kolumnist aktiv ist.
Auf X schrieb der Virologe, Gesundheit wurde „dem Drosten-Sender NDR zugeschlagen“. Er nannte es so, weil dort zu Pandemie-Zeiten das „Coronavirus Update“ des Charité-Virologen Christian Drosten erschien. Insofern greift Kekulé die damalige Konkurrenzsituation „Drosten-Sender NDR“ und „Kekulé-Sender MDR“ auf, was in seinem Post etwas verkürzt gewesen sei.
Die Absetzung von Kekulés Podcast führte in den sozialen Medien bereits zu Kritik. Einige Nutzer forderten den Epidemiologen auf, das Format auf einer anderen Plattform fortzuführen. Andere wiederum bemängelten Kekulés Ausdruck „Drosten-Sender“ in Bezug auf den NDR.
Dass Kekulé mit „Christian, wir sind ja per Du, nicht immer einer Meinung“ ist, daraus macht der Wissenschaftler keinen Hehl. Denn „Wissenschaft braucht Vielfalt und es gibt nicht DIE Wissenschaft, wie Christian es gerne formuliert“.
„Ich für meinen Teil habe immer versucht, meine Position wissenschaftlich zu erklären“, betont Kekulé. Er erinnert daran, dass es Auseinandersetzungen gab, zum Beispiel bezüglich der Frage, ob Kinder so infektiös sind wie Erwachsene. Oder am Anfang der Pandemie, als Christian Drosten und andere der Meinung gewesen seien, dass Corona nicht nach Europa kommen würde und es zu früh sei, Alarm zu schlagen. „Wir hatten immer wieder unterschiedliche Auffassungen. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich immer recht hatte. Aber ich fand es eigentlich gut, dass ein Gesundheitsthema auch kontrovers diskutiert wurde.“
Wissenschaft brauche die Debatte, denn es sei schon so, dass es häufig unterschiedliche Interpretationen der Datenlage gäbe. In den USA würde in diesem Bereich viel offener diskutiert, die Auseinandersetzungen glichen oft mehr einem Schachspiel, ohne dass einer den anderen diskreditiere.
Selbst wenn Kekulé nun das Ende seines Gesundheits-Podcasts beim MDR bedauere, halte er die Rundfunkreform grundsätzlich für richtig. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk werde viel Geld verschwendet – wobei Podcasts allerdings zu den preisgünstigsten Formaten gehörten.
Die langjährige, gute Zusammenarbeit mit dem MDR sei damit keineswegs beendet, betont Kekulé. Man denke derzeit für kommendes Jahr über einen neuen Podcast in einem anderen Format nach, das nicht mit der durch die Rundfunkreform vorgegebenen Aufgabenteilung kollidiert. „So oder so wird es einen neuen Podcast von mir geben. In der Wissenschaft gibt es ja noch viele Fragen, zu denen sich die Menschen eine unabhängige Beurteilung wünschen.“
Der NDR wiederum äußerte sich auf Nachfrage nicht zu Kekulés X-Post.
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